Wenn Worte Brücken bauen – Kommunikation als Schlüssel moderner Führung
- Claudia Stegemann, CIS Leadership Academy

- 23. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Ein Satz, der alles verändert
„Ich wollte doch nur helfen.“
Ein Satz, harmlos gemeint – und doch Auslöser eines Konflikts.
Weil das Gegenüber ihn als Kritik hörte, nicht als Unterstützung.
Solche Situationen kennen wir alle. Missverständnisse entstehen schnell, auch wenn die Absicht gut war. Kommunikation ist etwas Alltägliches – und zugleich eines der anspruchsvollsten Themen in der Zusammenarbeit.
Wir reden, ohne wirklich zuzuhören. Wir interpretieren, statt zu verstehen. Und so entstehen Konflikte, wo eigentlich Kooperation möglich wäre.
Doch warum ist das so?
Und was braucht es, damit Kommunikation verbindet statt trennt?
Kommunikation ist mehr als Sprache
Sprache ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Der größere Teil einer Botschaft bleibt unsichtbar: Emotionen, Bedürfnisse, Erfahrungen, Werte.
Die Kommunikationspsychologie beschreibt das mit dem Eisbergmodell: Etwa 20 % unserer Kommunikation spielt sich auf der Sachebene ab – die restlichen 80 % auf der Beziehungsebene.
Gerade im Beruf unterschätzen wir diesen Anteil häufig. Wir formulieren präzise Argumente, aber unsere Körpersprache, unser Tonfall oder innere Anspannung senden eine zweite Botschaft.
Wer beide Ebenen wahrnimmt – die sachliche und die emotionale – versteht mehr. Und wer verstanden wird, kann auch überzeugen.
Verstehen, bevor man verstanden wird
Die wichtigste Kompetenz in der Kommunikation ist das Zuhören. Der Psychologe Carl Rogers nannte es das Herzstück menschlicher Begegnung.
Aktives Zuhören bedeutet, dem anderen volle Aufmerksamkeit zu schenken – mit Neugier, Empathie und echtem Interesse, statt nur auf die eigene Antwort zu warten.
Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass empathisches Zuhören Stress reduziert und Vertrauen stärkt. Oder einfacher gesagt: Wer sich gehört fühlt, hört auch selbst besser zu.
Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn wer wirklich zuhören will, muss zunächst mit sich selbst im Kontakt sein. Damit beginnt die Brücke zur Selbstführung.
Selbstführung – die stille Basis guter Kommunikation
Gute Kommunikation entsteht nicht durch Techniken, sondern durch Haltung. Selbstführung bedeutet, die eigenen Gedanken, Emotionen und Reaktionen bewusst zu steuern.
Wer das beherrscht, kommuniziert ruhiger, klarer und respektvoller – gerade in schwierigen Situationen. In der Psychologie spricht man hier von Self-Leadership: der Fähigkeit, sich selbst zu beobachten und bewusst zu handeln, statt impulsiv zu reagieren.
Führungskräfte mit starker Selbstführung schaffen eine Atmosphäre psychologischer Sicherheit. Menschen trauen sich dort, Fragen zu stellen, Fehler einzugestehen oder Ideen zu teilen. So wird Kommunikation zum Nährboden für Vertrauen und Entwicklung.
Aus dieser inneren Klarheit wächst auch die Fähigkeit, anderen Feedback zu geben – ehrlich und respektvoll.
Feedback als Spiegel, nicht als Urteil
Feedback ist die sensibelste Form der Kommunikation – und gleichzeitig die wirkungsvollste. Richtig angewandt wirkt es wie ein Spiegel: Es zeigt, wie Verhalten wirkt, ohne zu bewerten.
Viele erleben Feedback jedoch als Kritik. Das liegt selten am Inhalt, sondern an der Art, wie es vermittelt wird. Studien zeigen: Mitarbeitende, die regelmäßig wertschätzendes Feedback erhalten, sind doppelt so engagiert wie solche ohne Rückmeldung.
Wirkungsvolles Feedback zeichnet sich durch drei Dinge aus:
Es bezieht sich auf beobachtbares Verhalten, nicht auf Persönlichkeit.
Es beschreibt Wirkung, nicht Schuld.
Es vermittelt Interesse und Dialogbereitschaft.
Wenn Feedback auf Augenhöhe gelingt, entsteht Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist wiederum die Grundlage, um auch heikle Themen anzugehen – wie etwa Konflikte.
Konflikte als Einladung zur Entwicklung
Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Unterschiedlichkeit. Der Konfliktforscher Friedrich Glasl nennt sie „soziale Energie“, die – richtig genutzt – Innovation ermöglicht.
Doch das gelingt nur, wenn wir Konflikte früh erkennen und ansprechen. Das Ziel ist nicht, sie zu vermeiden, sondern sie bewusst und respektvoll zu gestalten.
Dazu braucht es Mut, Empathie und die Fähigkeit, auch ohne Macht zu überzeugen. Laterale Führung nennt man das – überzeugen durch Beziehung statt Position. Oder, wie es ein erfahrener Coach einmal sagte:
„Beziehung vor Position – das ist die leise Kraft moderner Führung.“
Kommunikation ist Kulturarbeit
Kommunikation ist mehr als ein Werkzeug – sie ist das soziale Betriebssystem jeder Organisation. In Unternehmen entscheidet sie über Vertrauen, Motivation und Zusammenarbeit.
Wo offen gesprochen, zugehört und Feedback wertschätzend gegeben wird, entsteht eine Lernkultur. Wo Missverständnisse, Machtspiele oder Schweigen dominieren, geht Energie verloren.
Kommunikation zu gestalten bedeutet also, Kultur zu gestalten – in Teams, in Führung, in sich selbst.
Weiterführende Impulse
Wer tiefer in diese Themen eintauchen möchte, dem biete ich neben Coachings und Trainings eine praxisnahe Begleitung durch
das LINC-Persönlichkeitsprofil mit Tiefenprofil Kommunikation,
eine Selbstlernkursreihe zu Verständigung, Feedback und Konfliktlösung,
sowie bald KI-gestützte Rollenspiele, um Kommunikation praxisnah zu trainieren.
Ziel ist nicht, perfekt zu sprechen – sondern wirksam zu verbinden.
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